Gedanken zum ,,Tag der Heimat“, 20.08.2018. Der Tag der Heimat ist ein besonderer Anlass über das, was wir „Heimat“ nennen, nachzudenken: Ort der ldentität und des menschlichen Bedürfnisses, über sich selbst zu reden. Das geschieht häufig im kleinen Lebenskreis, wenn der Verlust der Heimat thematisiert und beklagt wird. Von diesen Verlusterfahrungen spricht das Gedicht Joseph von Eichendorffs. „Aus der Heimat hinter den Blitzen rot / Da kommen die Wolken her / Vater und Mutter sind lange tot. / Es kennt mich dort keiner mehr. / Wie bald, wie bald kommt die stille Zeit, / Da ruhe ich auch, / … und keiner kennt mich auch hier.“ Damit versinnbildlicht der Dichter, dass Heimat an einen Ort, eine Zeit und an Menschen gebunden ist.
Für Gerald Htrther (Hirnforscher) ist Heimat Sicherheit und erlebtes Glück, gebunden an Erinnerungen. Und für Beate Mitzscherlich (Psychologin) ist Heimat das Bedüfnis nach sozialer Bindung, Zugehörigkeit und Anerkennung sowie lmpuls, „Spuren zu hinterlassen“. Das prononciert Heimat (von ,,Heim“) als besonderen Lebensraum und setzt sich von „Fremde“ ab. Geht Heimat verloren, so entsteht nach Mitzscherlich das Bedürfnis, „von Heimat zu erzählen..“ „Was erzählt der Mensch (jedoch) von früher?“ Das sind Ausschnitte seiner Biografie. Sie bilden wie Protokolle Einzelheiten ab, z.B. den Weg durch die Felder oder den zum Friedhof, die Dorfkirche, das Geschäft an der Ecke oder eine Szene des Aufbruchs von Zuhause ins Ungewisse. Diese Lebensfragmente sind authentisch ins Gedächtnis eingelassene Bilder. Sie muss der Mensch immer wieder erzählen. – Neben dem narrativen Element, Heimat abzubilden, zeigt sich ,,Heimat in Dingen“ (Werner Barlmeyer), die man verwahrt und nicht hergibt. Das sind Bilder, Fotos, Briefe, Urkunden und z.B. Gegenstände, wie Gläser und Krüge. – Gesellschaftliche Globalisierung scheint die Bindung an Heimat zu gefährden, die man häufig abbricht und unterwegs zu neuen Stätten ist.
Das sieht Fulbert Steffensky so: ,,ln der ganzen Welt kann man ncht zu Hause sein. Dazu ist sie zu groß und wir sind zu klein.“ Heimat sei deshalb wie ,,ein kleines Haus in der großen Welt“, das Geborgenheit und Vertrautheit bietet. Letzteres muss jedoch zulassen, Enge zu durchbrechen und persönliche Freiheit zu bewahren. Nach dem Philosophen Ernst Bloch (,,Das Prinzip Hoffnung“) ausgedrückt: Trotz menschlich-gesellschaftlicher Entäußerung und Entfremdung existiert ein Ort, den wir ,,Heimat“ nennen.
Dr. Horst Stephan